Ein Kernstück de letzten Reform der EU-Fischereipolitik ist das Verbot des Rückwurfs von unerwünschtem Beifang. Neu müssen die Fischer alles an Land bringen, was sie gefangen haben, egal, ob es sich dabei um zu junge Fische handelt, um gefährdete Arten, um Arten, für welche der Fischer seine Fangquote bereits erschöpft hat, oder um Fänge von geringem kommerziellem Wert. Ziel dieser neuen Regelung ist es, die Fischerei zu mehr Rücksicht und Nachhaltigkeit zu führen.
Seit 2011 ist das Rückwurfverbot in der EU schrittweise Art um Art eingeführt worden; seit Anfang 2019 gilt es vollumfänglich. Auch in Grossbritannien, Brexit hin oder her. Nun hat aber eine Kommission des Oberhauses in London einem Bericht vorgelegt, der zeigt, dass die britischen Forscher sich mehrheitlich nicht an das Rückwurfverbot halten und dass die britischen Behörden nichts unternehmen, ihm Nachachtung zu verschaffen.
Dabei kritisieren auch die Briten die Zerstörungen durch die Fischerei-Industrie, 870’000 Personen hatten eine britische Petition für das Rückwurfverbot unterzeichnet. Und selbst nach dem Brexit wird in Grossbritannien eine ähnliche Regelung gelten. Aber die industriellen Fischer, die 94% aller britischen Fänge anlanden, wollen weiterhin nichts von solchen Vorschriften wissen; ihr Verband hat als Ausrede parat, die Regelung gehe an der Praxis vorbei, weil sich eben immer unerwünschte Fische im Netz fänden. Das stimmt – wenn man einfach mit den Fangmethoden und Fanggeräten weitermacht, bei denen so viel Beifang anfällt.
Die Kommission des Oberhauses zählt nun vor allem auf den grossen Detailhandel: Der habe den entscheidenden Schlüssel in der Hand. Wenn Handelsketten keinen Fisch mehr von Schiffen kaufen, die sich nicht nachweislich ans Rückwurfverbot halten, würde die Industrie ihr Verhalten sehr rasch ändern.
PS:
Ein eindrückliches Beispiel für den Einfluss von Handelsketten auf die Produktion ist der Ausstieg der Schweiz aus der Eierproduktion in Hühnerbatterien.
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