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Makrelen, MSC-zertifiziert (www.msc.org)

fair-fish und andere Fachorganisationen haben schon lange kritische Fragen zum WWF-Fischlabel «MSC». Wissenschafter jetzt auch, unter ihnen die renommierten Meeresbiologen Daniel Pauly und Sidney Holt, welche den MSC zu Beginn mit Rat unterstützt hatten.

Der MSC sei in der Krise, schreiben
sechs Meereswissenschafter aus Canada, USA und Italien in einem Artikel in «Nature» (Nr. 467 vom 2. September 2010).
«Der MSC ist angeblich eine Lösung; aber vieles von dem, was er tut, hat sich gegen die Natur gewandt und kommt heute der Bürokratie zugute», sagt Jennifer Jacquet, Mitautorin des Artikels, die an der University of British Columbia mit Pauly für das von der Pew Foundation getragene Projekt «Sea Around Us» arbeitet.

Die sechs Wissenschafter kritisieren im besonderen, dass das Label auch für problematische Fischbestände vergeben wird (z. B. Alaska-Seelachs, die mengenmässig weitaus grösste Fischerei mit MSC-Label). Diese und andere MSC-Zertifizierungen sind von zahlreichen Wissenschaftern und Umweltorganisationen kritisiert worden, auch von verschiedenen Ländersektionen des WWF, welcher den MSC im allgemeinen stark fördert.
Grundlegende Reform gefordert
Die sechs Autoren folgern, der MSC verliere zunehmend an Glaubwürdigkeit und der Planet deswegen weitere Fischbestände. Dies könne einzig verhindert werden, wenn der MSC strengere Kriterien festlege und deren oft large Interpretation durch Auditoren unterbinde. Zudem müsse der MSC einnahmenseitig dafür sorgen, dass er nicht von der Zertifizierung grosser industrieller Fischereien abhängig werde.
Die Wissenschafter sehen Anzeichen dafür, dass die Detailhandelsketten, welche den MSC gross gemacht hatten, strengere MSC-Regeln mittragen würden. So hat es die englische Kette Waitrose 2009 abgelehnt, MSC-Hoki aus Neuseeland zu verkaufe, da hierfür Grundschleppnetze eingesetzt werden. Und 2010 stoppte die US-Biokette Whole Foods den Verkauf von Fischöl aus Krill, wegen Bedenken bezüglich der Nachhaltigkeit trotz MSC-Zertifikat.
Zu teuer für kleine nachhaltige Fischereien
Kritisiert werden zudem die enormen Kosten für eine Monate bis Jahre dauernde MSC-Zertifizierung (bis 150'000 Dollar), welche sich am ehesten grosse industrielle Fischereien leisten können. Die gerade für Entwicklungsländer typischen kleinen, aber nachhaltigeren Fischereien haben nicht zuletzt wegen dieser Kosten kaum eine Chance, ein MSC-Zertifikat zu erlangen. Von den über 6 Mio. Tonnen Fisch mit MSC-Label sind denn auch weniger als 5% aus artisanaler Fischerei. Dabei stammt bereits mehr als die Hälfte der im Norden verspeisten Fische aus dem Weltsüden! Der MSC versucht seit einigen Jahren, sein hochkomplexes Zertifizierungsverfahren für artisanale Fischereien in Entwicklungsländern zugänglich zu machen; der Erfolg blieb bisher aus.
Zum Vergleich: Beim weltgrössten Label «Friend of the Sea» (FOS) sind die Hälfte der zertifizierten Fischereien kleine, artisanale Betriebe. Das hat damit zu tun, dass das FOS-Zertifizierungsverfahren wesentlich pragmatischer und kürzer ist und in der Regel nur ein paar tausend Euro kostet. Es ist deswegen nicht etwas weniger streng: Im Gegensatz zu MSC lässt FOS keine Befischung von überfischten Arten und keine Grundschleppnetze zu. Allerdings zertifiziert auch FOS die von den Autoren kritisierten Fischmehl-Fischereien.
«Das Geld besser für Lobbying investieren»
Daniel Pauly fasst die Kritik zusammen: «Der MSC sollte keine Fischerei zertifizieren,
• die nicht beispielhaft nachhaltig ist

• die zerstörerische Fangmethoden wie Grundschleppnetze anwendet

• die Fischmehl statt Nahrung für Menschen beschaffen.»
Und Jennifer Jacquet ergänzt: «Solange der MSC nicht grundsätzlich reformiert wird, gibt es bessere und effizientere Wege, mit 13 Millionen Dollar (MSC-Jahresbudget) den Meeren zu helfen: z. B. Lobbying gegen Fischerei-Subventionen oder die Schaffung von Meeresschutzgebieten.
MSC weist Kritik zurück
Der MSC-Chef Rupert Howes weist die Kritik der sechs Wissenschafter in einem Interview des Branchenblatts IntraFish scharf zurück – und kündet an, er habe soeben eine Studie in Auftrag gegeben, die zeigen werde, dass die MSC-Zertifizierung einen Unterschied in den Meeren bewirken. Als Beispiele macht Howes gegen die Kritik vieler NGOs geltend, dass die neuseeländischen Hoki-Bestände sich zu erholen begännen und dass die Beifänge von Vögeln in der südasiatischen Seehecht-Fischerei um 99 Prozent zurückgegangen seien. Zudem sei der MSC offen für Kritik und halte stets Ausschau nach Möglichkeiten, seine Praxis zu verbessern.

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